Lieblingsspiele - Kingdom Come: Deliverance
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Stack -
11. September 2022 um 21:00 -
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Lieblingsspiele - Kingdom Come: Deliverance
Kennt ihr das? Ihr startet das erste Mal ein Spiel, erstellt euch einen Spielstand und denkt euch, dass ihr das Game, in dem ihr gerade die ersten Schritte macht, vielleicht einfach ein, zwei Stunden anspielen wollt. Mit diesem Gedanken ging ich an Kingdom Come: Deliverance heran. Das Game hatte ich in irgendeinem Sale geschossen und ewig nicht installiert. Dann hat man mal etwas mehr Zeit, kramt in seiner Spielebibliothek und installiert sich das nächst beste, was einem vor den Mauszeiger kommt.
Doch aus dem geplanten "Nur mal kurz reinschauen" wurde dann eine gut 12-stündige Spielsession. Die Zeit verging wie im Fluge, die ganze Nacht hatte ich dieses Spiel gespielt. Morgens in der Uni war ich zwar völlig verpennt, aber das war es mir wert gewesen. Ich möchte euch heute erklären, warum Kingdom Come: Deliverance eines meiner absoluten Lieblingsspiele wurde und warum dieses Spiel so verdammt gut ist.
Willkommen in der Welt von Kingdom Come, willkommen im (noch) friedlichen Skalitz, dem Heimatort von Schmiedesohn Heinrich. (Bildquelle: Stack)
Eine klassische Heldenreise
Kingdom Come ist ein Rollenspiel. Und ein solches kommt nicht ohne eine gute Story aus. Tatsächlich hat das Team des tschechischen Entwicklers "Warhorse Studios" KC:D eine tolle Handlung geschenkt. Es mag sich bei dieser nicht um die atemberaubendste und spannendste Geschichte aller Zeiten handeln, doch hat man hier eine klassische, runde Heldenreise, die mal fesselt, mal Spannung erzeugt und immer wieder für den ein oder anderen Lacher sorgt.
Ich möchte euch an dieser Stelle auf keinen Fall Entwicklungen in der Story vorwegnehmen. Die Ausgangssituation von Kingdom Come möchte ich dennoch kurz ansprechen. Wir befinden uns in Böhmen im Jahre 1403. Nach dem Tod von Kaiser und König Karl IV erweist sich dessen Erbe Wenzel als absolut unfähiger Nachfolger (verpennte sogar seine eigene Krönung). Sein Halbbruder Sigismund, der König von Ungaren, entführt den König und marschiert mit seiner eigenen Armee in das wehrlose Böhmen ein. Einige Edelleute schlagen sich auf Sigismunds Seite, während andere treu zum eigentlichen, wenn auch leicht idiotischen König halten. Die kontrahierenden Gruppen der Aristokratie stehen sich gegenüber.
Als Spieler schlüpft man in die Rolle des Schmiedesohns Heinrich, der anfangs ein unbeschwertes Leben in der für Silberminen bekannten Siedlung Skalitz führt. Doch nachdem die Invasionsarmee Sigismunds, unterstützt durch die heidnischen Kumanen, den Ort verwüsten und ein Massaker unter der Bevölkerung anrichten, muss Heinrich fliehen. Von nun an muss sich Heinrich selbst durchschlagen, führt ein Leben voller Kampf und Abenteuer und wird dabei in die lokalen Machtkämpfe der Adligen hineingezogen.
Heinrich (rechts im Bild) hilft im Prolog seinem Vater (links) bei der Schmiedearbeit. Bald schon wird sich einiges für den jungen Skalitzer ändern. (Bildquelle: Stack)
Eine einzigartige Spielwelt
Kingdom Come: Deliverance orientiert sich nicht nur bei der Handlung an realen Begebenheiten, sondern bettet all das auch noch in eine Spielwelt, die zu großen Teilen realen Orten nachempfunden ist. Diese lassen sich übrigens im heutigen Tschechien immer noch finden. Gute Beispiele sind hier das Kloster in Sasau, oder auch Rattay, die die größte Siedlung in KC:D ist. Das Kloster befindet sich im Spiel noch teilweise im Bau, doch ist es praktisch eine eins zu eins Nachbildung des realen Sasauer Klosters. Gleiches gilt für Rattay. Noch heute lässt sich hier ein Wehrturm aus der Zeit, in der Kingdom Come spielt, bestaunen. Die restlichen Befestigungsanlagen, die die Stadt einst hatte, finden sich originalgetreu im Spiel.
Diese Spielwelt will nicht nur ein Original abbilden, sondern sie fühlt sich auch einfach nach etwas Realem an. Jede Hütte scheint in dieser Welt eine Bedeutung zu haben. Im Dachgeschoss einer Bäckerei oder eines Metzgers verbergen sich Geschichten der Menschen, die die Häuschen bewohnen. Alles scheint irgendwie miteinanders zusammenzuhängen. Nichts, aber auch garnichts wurde bei der Gestaltung dieser Welt dem Zufall überlassen. Das merkt man. Ich versank in den Weiten dieser wunderschönen Spielwelt. Ich wollte hinter jede Tür blicken, jeden noch so tiefen Minenschacht erkunden. Und selbst an den abgelegensten Orten stieß ich auf immer neue Geschichten, machte immer neue Entdeckungen und Erfahrungen.
Rattay heute und in der Spielwelt - der große Turm der unteren Burg, als auch das Stadttor sind noch so erhalten, wie vor mehr als 600 Jahren. Die Entwickler haben die Siedlungen der Spielwelt äußerst korrekt nach den realen Orten nachgebaut und sich an historischen Berichten der Zeit orientiert. (Bildquellen: wikimedia.org, ign.com)
Abwechslung und Langzeitmotivation
Das Schöne an Kingdom Come ist, dass es für praktisch jede Quest verschiedene Lösungswege gibt. Nichts ist in Stein gemeiselt. Teilweise ist es so auch möglich ganze Missionen einfach zu verpassen, weil man beispielsweise einen Charakter erbost oder getötet hat, der für eine folgende Mission wichtig gewesen wäre. Der eigene Entdeckerdrang wird so noch umso größer. Ich habe das Spiel mittlerweile zweimal durchgespielt und 150 Spielstunden gesammelt. In den beiden Durchgängen habe ich völlig andere Spielwege priorisiert und so auch oft andere Dinge erlebt. Während ich beim ersten Mal lieber schnell das Schwert gezückt und alles kurz und klein geschlagen habe, ging ich beim zweite Mal deutlich zurückhaltender vor. Ich versuchte mit meiner Redekunst und mit List meine Ziele zu erreichen. Beide Spielweisen konnten mich begeistern.
Die Skills von Heinrich lassen sich hier gut individuell fördern und verbessern. Training in gewissen Bereichen zahlt sich aus. Außerdem versucht man zusehends seine Ausrüstung aufzuwerten. Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man nach langer, mühseliger Arbeit endlich den gewünschten Gambeson oder das präferierte Kettenhemd erhalten hat und sich nicht mit Abfall der getöteten Gegner begnügen muss. Wobei eben jene Gegner auch ziemlich gut ausgerüstet sein können. Gerade die Kumanen sind hier am Anfang praktisch unbezwingbare Kämpfer, weswegen man den Kampf mit diesen meidet und erstmal mit Banditen Vorlieb nimmt. Nach und nach wächst Heinrich so aber zu einem immer besseren Kämpfer mit besseren Waffen und Rüstungsteilen heran. Und dann sind auch die Kumanen und selbst die besten Ritter an der Reihe.
Sollte man sein Kampfgeschick die ganze Zeit über etwas vernachlässigt haben, so gibt es aber auch die Möglichkeit seine Feinde einfach zu ermeucheln. Ein feindliches Lager lässt sich schleichend infiltrieren, die Essensvorräte der Feinde vergiften und mit dem ein oder anderem Messerstich erleichtert Heinrich einen schlafenden Soldaten um seine Kehle. Ihr seht schon, es gibt etliche Wege dieses Spiel zu spielen und es gibt eigentlich immer etwas, das einen zu weiteren Handlungen motiviert.
Das Kampfsystem von Kingdom Come wirkt am Anfang ziemlich komplex, vielleicht auch etwas fummelig. Erst mit der Zeit lernt es ein Spieler zu meistern. (Bildquelle: Stack)
Für Kampf und Glorie!
Kingdom Come: Deliverance hat ein sehr eigenes Kampfsystem. Wer es aus anderen Spielen gewohnt ist, dass das abwechselnde Drücken von "Angreifen"- und "Blocken"-Taste ausreicht um einen Kampf zu gewinnen, der wird mit KC:D ersteinmal vor Probleme gestellt sein. Den das Kampfsystem hat seine Tücken und Eigenheiten, wirkt zu Beginn äußerst komplex. Erst mit der Zeit entwickelt der Spieler ein Gefühl für die richtige Haltung des Schwerts, wann er Schlagen und Stechen soll. Erst mit der Zeit erlernt Heinrich, wie er gewisse Schläge kontern kann, welche Schlagfolgen er für bestimmte Spezialattacken hinbekommen muss.
Den ein oder anderen mag es frustrieren bereits bei einem Ausbildungskampf mit dem grimmigen Hauptmann Bernard in Rattay auf die Schnauze zu bekommen. Mich hat es dazu motiviert mich stets zu verbessern. Und was war es dann für ein tolles Gefühl diesem Typen endlich mal eine blutige Nase zu schlagen, oder beim zweiten Spielstand mit mehr Vorwissen dem zu Anfang sehr hochnäsigem Jungadligen Hans Capon eine ordentliche Abreibung zu verpassen.
Die ein oder andere Schlacht darf bei einem Mittelalterspiel natürlich nicht fehlen. Die Scharmützel sind mit die Stimmungs-Highlights von KC:D. (Bildquelle: Steam)
Was es sonst noch zu sagen gibt
Kingdom Come: Deliverance war ursprünglich ein Kickstarter-Projekt. Als es 2018 erschien verkaufte es sich sehr gut, wurde ein Erfolg, wenn es auch die ein oder anderen technischen Probleme mitbrachte. Die Entwickler von Warhorse blieben ihrem Projekt treu, hörten in großen Teilen auf das Feedback der Community und entwickelten das Spiel sinnvoll weiter.
Es wäre nun möglich an dieser Stelle stundenlang über dieses Spiel zu schwärmen. Da gäbe es so viel zu erzählen, so viel zu loben. Ich könnte über das Alechmiesystem reden, von einzelnen Geschichten mit den zahlreichen, toll geschriebenen Charakteren erzählen, oder euch noch über die Mechanik des Bogenschießens, das Rattayer Turnier, die diebischen Müller und so viel mehr berichten. Doch möchte ich eigentlich auch gar nicht zu viel sagen.
Die Geschichte um Heinrich aus Skalitz könnte eine Fortsetzung bekommen. Ach wie schön wäre es, wenn das Wirklichkeit werden würde. (Bildquelle: GameStar.de)
Seht diesen Artikel als kleinen Heißmacher auf Kingdom Come: Deliverance an. Ziel war es euch die Faszination und Begeisterung für dieses Spiel näher zu bringen. Heute, im Jahr 2022 ist dieses Spiel in einem einwandfreien technischen Zustand und mittlerweile oft im Sale für nur wenige Groschen zu haben. Lasst euch gesagt sein: Da könnt ihr gerne einmal zuschlagen. Solltet ihr dann dem Spiel ebenso verfallen wie ich, so sind die DLCs für KC:D in jedem Fall zu empfehlen. Diese mögen kleinere, individuelle Schwächen haben, doch kommen mit ihnen auch weitere, spannende Geschichten und weitere Aufgaben für den wackeren Heinrich hinzu.
Kingdom Come: Deliverance ist ein Spiel, das ihr in jedem Fall nicht vergessen werdet. Es gibt nun seit längerem Gerüchte um einen Nachfolger und diese lassen die Herzen der Kingdom Come Fans schon höher schlagen. Mir geht es dabei ähnlich. Immerhin gäbe es für Heinrich in Böhmen noch mehr als genug zu tun. So sitze ich nun da und hoffe, dass es diesen Nachfolger geben wird, denn Kingdom Come: Deliverance ist eben eines meiner absoluten Lieblingsspiele.
Über den Verfasser:
Flo aka Stack (19) ist Student,
Spiele-Enthusiast, sowie Lokaljournalist.
Seit dem 16. Februar 2019 ist er
Mitglied der EGM-Community.
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