Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht | Serien Review
-
Blockkanone -
5. November 2022 um 11:00 -
1.226 Mal gelesen -
0 Kommentare 9 Minuten
Der Herr der Ringe - Die Ringe der Macht | Serien Review
Die erste Staffel der langerwarteten neuen Serie aus dem allbekannten Universum von Mittelerde ist nun vollständig released. Mit dem größten Budget, das bisher für eine Serie aufgewendet wurde und fünf bestätigten Staffeln muss Amazon die hohen Erwartungen der Herr der Ringe Fans erfüllen. Mit nur acht Folgen, welche jedoch alle mindestens eine Stunde dauern, bietet uns "Die Ringe der Macht" vier Story-Stränge, die alle zum großen Finale führen sollten.
Angesetzt im zweiten Zeitalter sehen wir neue Charaktere, aber auch vertraute Protagonisten wie Elrond und Galadriel. Kann die Serie das Erbe von Tolkien und Peter Jackson angemessen weiterführen? Oder ruiniert sie das Tolkien-Universum? In dieser Review werden die einzelnen Folgen der Serie beleuchtet und entsprechend eingeordnet.
Diese Review enthält Spoiler!
Folge 1 - Schatten der Vergangenheit
Die Folge hat einen sehr langen Prolog der sehr viele Hintergrundinformationen enthält. Dies mag für Tolkien-Neulinge verwirrend sein. Für die alten Buchleser ist es schön erstmals Orte aus dem Silmarillion filmisch zu sehen. Die ersten Szene mit Galadriel als Kind sind leider nicht so gelungen. Das Verhalten der Elbenkinder, die junge Galadriel ärgern ist unpassend für Elben. Eine Abweichung im Vergleich zur Welt, die von Tolkien ursprünglich erdacht wurde.
Was dahingegen gut gelungen ist, sind die Effekte und Darstellungen der Welt. Selbst unvorstellbare Dinge wie beispielsweise die Welt ohne Sonne und Mond, wurden recht gut und vorstellbar dargestellt. Auch die primitive Darstellung der Harfüsse war sehr gut dargestellt. Doch vor allem Lindon sorgt für staunende Blicke. Hier sieht man wirklich wohin das große Budget geflossen ist, denn diese Landschaften sehen atemberaubend aus.
Fehlerfrei kommt die erste Folge allerdings nicht daher. Der Hochkönig wirkt durch seinen Unglauben an Galadriel naiv. Auch ist die Romanze zwischen dem Waldelben Arondir und der Südländerin Bronwyn nicht wirklich vorstellbar. Abgesehen davon ist Arondir ein sehr interessanter und gut dargestellter Elbencharakter. Was aber leider fehlt ist die Dynamik zwischen Bronwyn und ihrem Sohn. Sie wirkt mehr wie eine große Schwester. Das Ende der Folge überzeugt durch einen netten Cliffhanger.
Quelle: Sportskeeda
Folge 2 - Treibgut
In der zweiten Folge sehen wir zum ersten Mal die Zwerge und das blühende Zwergenkönigreich Khazad-Dûm, dass auch als Moria bekannt ist. Vor allem die Kultur und Verahltensweisen der Zwerge wird hier sehr gut dargestellt. Zum Buch gibt es jedoch den Unterschied das Cerebrimbor und nicht Elrond gute Beziehungen zu den Zwergen hegte.
Außerdem wird ein Fremder in die Handlung eingeführt. Dieser ist recht mysteriös und scheint magische Kräfte zu haben. Hierbei kommt jedoch der Humor von Nori und ihrer Freundin als sehr fad rüber. Galadriels Story-Strang und die Instruktion von einem weiteren Hauptcharakter, Halbrand, ist sehr gut gelungen, zieht sich jedoch auch in die Länge. Vor allem die Interaktion gegen das Seemonster kommt sehr unpassend rüber, auch wenn es solch ein Moster in Tolkiens Werken gab. Wieder einmal zeigt die Serie ihre Vorliebe für Cliffhanger, was es weiterhin spannend macht zu schauen.
Folge 3 - Adar
In dieser Folge könnte es, für die die sich mit dem zweiten Zeitalter auskennen zu Verwirrungen kommen. Denn hier werden den Charakteren Isildur und Elendil gezeigt. Diese Charaktere sind bei der letzten Schlacht um Mittelerde dabei und tauchen jetzt schon in der Serie auf, obwohl die Ringe der Macht noch nicht geschmiedet wurden. Im Buch wurden die Ringe Jahrhunderte vor der Geburt von Elendil und Isildur geschmiedet. So hat die Serie die Zeitspannen gekürzt um die Geschichte simultan zu erzählen.
Von dieser Überarschung abgesehen, lernen wir in dieser Folge das Reich Numenor kennen. Kostümierung der zu sehenden Bewohner als auch Numenor selbst sind großartig anzusehen. Auch in dieser Folge gibt es aber wieder Fehlerpotential. So wirken Tode einfach nicht so, wie sie in der Original-Trilogie wirken. Der Zuschauer wird von diesen weit weniger mitgenommen.
Quelle: NZZ
Folge 4 - Die große Woge
In dieser Folge ist weiterhin das Aufeinandertreffen von Elrond und Durin eindrücklich. Ihre Freundschaft wird als tief gezeichnet. Das mag für jene befremdlich sein, die der Herr der Ringe Filme oder der Hobbit gesehen hat. Insgesamt stört diese Darstellung aber nicht. Adar, der Anführer der Orks wird in der Folge eingeführt und wirkt recht interessant. Doch sind seine Verhaltensweisen und Motive recht fragwürdig, was man auf Schwächen beim Writing zurückführen könnte.
Auch die Szenen mit Galadriel und der Königin, sowie jene mit Halbrand ziehen sich in die Länge. Manch einer dürfte sie dennoch als unterhaltend bezeichnen. Der böse Fluch, der den Baum der Elben, und somit die Elben selbst, heimsucht wird eher knapp beleuchtet. So stellen sich hier mehr Fragen als Antworten geliefert werden.
Folge 5 - Abschiede
Mit jeder Folge wird nun das Mysterium um Sauron weiter geschürt. Das lädt den Zuschauer zum rätseln ein, wer denn nun wirklich Sauron ist. Isildurs Story hingegen kommt recht plump rüber. Mitfiebern ist hier eher nicht angesagt. Der Aufmarsch der Orks in dieser Folge ist im Vergleich zu den alten Filmen nur mittelmaß. Die Orks werden primitiver dargestellt als sie sind. Für alte Fans wirkt die Darstellung irgendwie unpassend.
Unpassend bleibt auch die Darstellung Galadriels. Diese versucht unter allen Umständen Sauron zu finden und den Südlanden zu helfen. Dieses Bestreben und ihre Handlungsweisen passen nicht zu der sehr ruhigen Art und Weise, in der sie in der Original-Trilogie auftritt.
Folge 6 - Udûn
In der sechsten Folge gibt es schon eine große Schlacht die mit viel Bombast inszeniert wird. Der Widerstand der Südländer lässt einen mitfieberen. Die Verluste und der Tod der eigenen Verbündeten kommen jedoch nicht so dramatisch rüber wie erhofft. Abzug gibt es leider auch in den Kampfszenen der Numenor, da diese teils zu cinematisch wirken. Der großartige Auftritt der Verstärkungstruppen kann das aber ausgleichen. Das anschließende Verhör von Adar ist recht enttäuschend und nicht sonderlich spannend. Was hingegen wieder Spannung bringt ist der erneute Cliffhanger, der am Ende der Folge zu sehen war.
Quelle: IMDb
Folge 7 - Das Auge
Das Überleben einer Katastrophe wie ein gewaltiger Ausbruch eines Vulkans scheint unwahrscheinlich, jedoch schaffen es in der Serie einige. Das macht den zuvor zu sehenden Vulkanausbruch des Schicksalsbergs etwas weniger eindrucksvoll. Das anhaltende Hin und Her zwischen den Zwergen und den Elben macht die Folge des Weiteren teils sehr langatmig, da die Story nicht vorranschreiten zu scheint. Die Geschichte von Nori und ihrem Freund den Fremden kommt ebenfalls eher schleppend weiter. Doch spinnt diese jedoch weiterhin ein Mysterium, das einen weiterschauen lässt. Was aber in jedem Fall ein netter Handlungsstrang ist, ist das Verhalten der Frau von Durin und ihre Gier nach Mithril, die bei den Zwergen schlussendlich ja zum Untergang von Moria führt.
Quelle: Radio Times
Folge 8 - Gebunden
Die letzte Folge war für manche eine Enttäuschung, für andere ein großartiges Erlebnis. Die Offenbarung des Fremden als Istari war toll mit anzusehen, hinterlässt jedoch mehr Fragen als Antworten. Auch ist hier wieder eine Todesszene recht enttäuschend umgesetzt worden. Besonders gut war Halbrand und dessen schlussendliche Offenbarung als Sauron. Dieser große Moment wurde spanned inszeniert und ließ wohl nahezu jeden mitfiebern.
Jedoch war das Schmieden der Ringe zu hecktisch und zu kurz angesetzt. Eine längere Story rund um das Schmieden der Ringe wäre wünschenswert gewesen. Das Nori mit dem Istari mitgeht ist auch aber letztlich unglaubwürdig und scheint nicht wirklich realistisch.
Quelle: xfire.com
Fazit
Die Serie lässt uns staunen und macht Lust auf mehr. Die meisten Kritikpunkte gehen vorallem auf manche überlangen Geschichtsabschnitte und Inhalte, die nicht mit Tolkiens Ursprungsgeschichte zusammenpassen zurück. Auch fällt die oft schwache Inszenierung von Trauerszenen auf. Dafür sind jedoch die Special Effects und allgemein das visuelle Gesamtbild nahe zu perfekt. Arda, also die Welt von Herr der Ringe, ist einfach beeindruckend umgesetzt worden. Die Story an sich ist auch sehr spannend und bietet für jeden etwas. Manche Abweichung von der eigentlichen Lore könnte für die alten Herr der Ringe Fans allerdings ein Problem darstellen. Hier liegt es bei jedem selbst, ob er mit diesen klar kommt, oder ob sie das Gesamtprodukt abwerten.
Dass jede Folge gut eine Stunde dauert ist auch ein Pluspunkt. So gibt es viel zu sehen und den Charakteren und Locations wird genug Zeit geschenkt. Die Serie ist im Vergleich zu den grandiosen Peter Jackson Filmen und vor allem gegenüber den Büchern betrachtet etwas schwach auf der Brust. Dennoch lässt sie sich insgesamt als "gut" bewerten. Das Zuschauen macht Freude. Ein griff ins Klo ist "Die Ringe der Macht" in keinem Fall.
Information zum Wertungssystem für Filme und Serien
Es gibt folgende Wertungsstufen:
- Rostiger Award (Gedacht für Produktionen, die man auf keinen Fall sehen sollte und die einfach nur "schlecht" sind. Beispiel: Emoji-Movie)
- Bronze Award (Gedacht für Produktionen, die zwar erhebliche Schwächen haben, aber irgendwie "okay" sind. Beispiel: Ambulance)
- Silber Award (Gedacht für Produktionen, die Stärken und Schwächen haben und als "gut" bezeichnet werden. Beispiel: Top Gun 2)
- Gold Award (Gedacht für Produktionen, die große Stärken und praktisch keine Schwächen haben und als "sehr gut" bezeichnet werden. Beispiel: Ziemlich beste Freunde)
- Diamant Award (Gedacht für Produktionen, die absolut einzigartige Meisterwerke sind und die man gesehen haben muss. Beispiel: Die Verurteilten)
Die Awards vergibt die Redaktion zudem immer mit einer individuellen Beschriftung, die die größte Errungenschaft eines jeden Films/einer jeden Serie betonen soll. Das Wertungssystem insgesamt ist durchaus streng. Die Redaktion verfolgt das Ziel absolute Highlights auch entsprechend belohnend bewerten zu können. Das geht aus unserer Sicht nur, wenn hier die Stufen auch entsprechend konsequent angewandt werden.
Über den Verfasser