Der erste Atemzug einer legendären Spielereihe
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27. November 2020 um 18:54 -
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Strongholds
Der erste Atemzug einer legendären Spielereihe
Der erste Stronghold-Teil beschränkte sich noch auf einen Kampf-, Wirtschafts-, und Baumodus. Freie Spiele, in denen man die Matchbedingungen selbst festlegen kann, existieren einstweilen nur im Multiplayermodus des Spiels. Es existiert eine Kampagne, die auch eine kleine, wenn auch belanglose, Geschichte erzählt. Zudem existieren Modi wie „Freies Bauen“, „Belagerung“, oder ein Aufgabenmodus für wirtschaftliche Ziele. Das Spiel beschränkt sich auf die Zeit des Hochmittelalters. Die verfügbaren Gebäude und Truppentypen orientieren sich einzig und allein an den west- und mitteleuropäischen Mittelalterstaaten. Zudem existieren zahlreiche KI-Gegner, die zum Teil auch an historische Personen angelegt sind. Das Wirtschafts-, wie auch das Kampfsystem läuft vollständig in Echtzeit ab und wird dementsprechend auch in Echtzeit dargestellt. So sind Produktionsketten auch immer visuell dargestellt und man kann den Herstellungsprozess von beispielsweise Brot über die einzelnen Wirtschaftsgebäude genau nachverfolgen.
Der Anfang eine langen und ruhmreichen Geschichte - das ist Stronghold HD. Auf den ersten Teil der Echtzeitstrategieserie folgten viele weitere Fortsetzungen der Entwickler Firefly Studios. Diese waren mal mehr, mal weniger gut und manchmal ganz großes Kino. (Quelle: privat)
2. Gameplay
Wie oben bereits erwähnt, handelt es sich bei Stronghold um ein Echtzeit-Strategiespiel. Der Fokus liegt, wie der Name eigentlich schon aussagt, auf dem Errichten von Bergfrieden, Burgen und Festungen. Hierfür stehen einem Burgenbauer verschiedene Torhäuser, Türme und Mauern zur Verfügung. Während man an seiner Burg baut, gilt es parallel die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten und hierfür entsprechende Wirtschaftsgebäude anzulegen. Um diese bauen zu können, sind Bauressourcen von Nöten, die man erneut durch spezielle Gebäude gewinnen kann. Dabei gilt es zu beachten, dass man nicht jedes Gebäude an jeder Stelle auf einer der verschiedenen Spielkarten platzieren kann. Einen Steinbruch kann man beispielsweise nur auf Steinvorkommen errichten. Dabei sollte man auch immer an den Transport der abgebauten Steine denken und Ochsenjoche aufstellen. Für alle Wirtschaftsgebäude benötigt man Arbeiter, die natürlich auch einen Platz zum Leben benötigen. Hierfür errichtet man Wohnhäuser. Jedoch gilt es dabei zu beachten, dass man die Lebensmittelproduktion der Bevölkerungszahl anpasst. Und so gilt es immer ein Gleichgewicht zwischen Produktion und Bevölkerung zu finden.
Schaffe, schaffe, Häusle bauen! Zu Beginn jeder Runde muss man sich erstmal eine funktionierende Lebensmittelversorgung aufbauen. In diesem Fall habe ich mich für Brot als Hauptnahrungsmittel entschieden. Den Bäckern kann man hier ganz wunderbar bei ihrer Arbeit zuschauen. (Quelle: privat)
Was darf Burgherren niemals fehlen? Na klar, ein schlagfertiges Heer! Der Aufbau einer Armee ist essentiell, um den Sieg in einem Match zu erringen. Mit einem Heer sind selbstverständlich auch ein großer Ressourcenverbrauch und hohe Kosten verbunden. Auch diese Faktoren gilt es in der Wirtschaftsplanung zu beachten. Durch Verkauf überschüssiger Waren am Markplatz und durch Steuern gewinnt man Geld für das Ausheben neuer Soldaten. Dabei gilt es zu beachten, dass man das Volk niemals zu sehr mit Steuern belastet. Damit man höhere Steuern erheben kann, muss man seinen Burgbewohnern weitere Gegenwerte bieten. Das Errichten von Glaubensgebäuden oder der Bierausschank sind hierfür sinnvolle Werkzeuge. Hat man dann einmal Geld und Ressourcen beisammen, so kann man verschiedene Militärwirtschaftsgebäude errichten. Um beispielsweise eine Armee aus Rittern aufzubauen, benötigt man erst einmal Eisen, aus dem dann Schwerter und Rüstungen hergestellt werden. Anschließend entrichtet man an jeden Soldaten einen kleinen Sold, indem man diese im Armeelager ausbildet. So baut man nach und nach eine schlagfertige Armee auf. Ein normales Match endet sobald man die feindliche Burg gestürmt und besetzt hat. Dann gilt es nur noch den feindlichen Burgherren zu töten und der Sieg ist einem gewiss. Dieses Spielprinzip ist einfach motivierend.
Damit man mit dem Bau seiner Burg beginnen kann benötigt man erstmal Stein. Deswegen wurden hier zwei Steinbrüche errichtet um die Steinproduktion sicherzustellen. Die Ochsen an den Jochen transportieren dann die Steine zum Lager. (Quelle: privat)
3. Spieldesign
Optisch ist Stronghold gut gealtert. In dieser Review wurde die mittlerweile handelsübliche HD-Version getestet, die vor einigen Jahren, als leichte Überarbeitung des ursprünglichen Spiels, auf den Markt kam. Das Gameplay ist in der HD- und Ursprungsversion aber genau gleich. Die Grafik des Spiels ist nun höher aufgelöst. Das steht dem Spiel durchaus gut, da die Grafik zwar simpel daherkommt, aber dennoch schick aussieht. Lobenswert ist vor allem die Darstellung der einzelnen Arbeitsschritte von Produktionsketten. Die Animationen der Figuren sind dabei einfach, wenig komplex und wiederholen sich oft, aber sie sind schön anzusehen und werden nie langweilig. Feuereffekte wirken trotz des Alters des Spiels nicht hässlich, sind teilweise sogar schon dynamisch. Einstürzende Gebäude sehen okay aus, jedoch geschehen hier die Animationen etwas ruckartig. Einzig und allein die Cutscenes sind schlecht gealtert, lassen aber einen gewissen Nostalgie-Faktor aufkommen. Hier wird wohl jeder seinen eigenen Geschmack haben. Insgesamt ist die Präsentation des Games, trotz des hohen Alters, immer noch sehr ordentlich.
Die Belagerungsmissionen sind eine nette Nebenaktivität. Unser Heer zieht hier gerade vor die Tore von Camelot. Der Burggraben, der die ganze Burg umspannt, scheint das größte Hindernis für unsere Truppen zu sein. (Quelle: privat)
4. Atmosphäre
Stronghold HD bietet Mittelalter-Feeling at its best. Die legendäre Vertonung des Spiels trägt hierzu einiges bei. „Seid gegrüßt Sire!“, „Wohin gehen wir?“, „Der Kornspeicher ist voll, mein Lord!“, diese Phrasen sind einfach allesamt grandios und ziehen einen förmlich in diese Spielwelt. Das mag jetzt für jemanden, der die Reihe nicht kennt erstmals etwas merkwürdig wirken, doch ist es für Fans ein ganz wichtiger Nostalgie-Faktor. Die Atmosphäre, die während des Spielens aufkommt, ist durch diese grandiose Vertonung einfach wundervoll stimmig. Des Weiteren ist die Effektvertonung sehr gelungen, sodass Rammen, Onager und Ballisten mächtig und stimmungsvoll klingen. Im Übrigen wirken auch die wechselnden Geräuschkulissen (Stimmengewusel in belebten Gassen, Wasserrauschen an Bächen) überaus passend und komplettieren die ohnehin grandiose Mittelalter-Atmosphäre.
FEUER FREI! Die Onager nehmen die Mauer der feindlichen Burg unter Beschuss. Wird der Durchbruch, durch das hohe Mauerwerk gelingen? (Quelle: privat)
5. Einsteigerfreundlichkeit
Stronghold HD spielt sich verhältnismäßig einfach, wenn man jetzt nicht unbedingt gegen die stärksten KI-Gegner kämpft. Der Einstieg ins Spiel ist auch dank eines guten Tutorials, das dem Spieler alle Spielprinzipien näherbringt, relativ leicht. Beim Aufbau eines guten Skill-Levels, mit dem man auch im Multiplayer gegen andere, schon erfahrenere Spieler, eine Chance hat, hilft das Spiel jedoch nicht wirklich. Eine komplette Burg, mit funktionierender Wirtschaft und Versorgung in unter 5 Minuten aufzubauen, das wird beim Kampf gegen die KI nie wirklich von Nöten, ist aber essentiell, um im Multiplayer mithalten zu können. Hier wäre eine erweiterte Lernkurve von Seiten des Spiels also ganz nett gewesen.
6. Kampagne
In Stronghold HD ist eine größere Militärkampagne enthalten. Es existiert des Weiteren auch noch eine Wirtschaftskampagne, diese spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Die Militärkampagne ist in eine kleine Geschichte eingebettet, die aber, wie bereits erwähnt, keine besonders tiefgründige Story bietet. Dies ist nicht weiter schlimm, denn die Aufgaben, die dem Spieler gestellt werden, um den Sieg in einer Kampagnenmission zu erringen, wissen durchaus zu überzeugen. Der individuell anpassbare Schwierigkeitsgrad ist dabei ein weiterer Pluspunkt. Lediglich bei der Variation der einzelnen Aufgaben hätten die Entwickler etwas einfallsreicher agieren können. Ein paar mehr Missionen bis zum Kampagnen-Finale hätten dem Spiel mit Sicherheit auch nicht geschadet.
Das Heer hat den Burggraben zugeschüttet! Nun können die restlichen Belagerungswaffen an die Mauer vordringen. Der Belagerungsturm lässt Truppen die Mauer erklimmen. Währenddessen schlägt eine Ramme auf das Torhaus ein. (Quelle: privat)
7. Multiplayer
Findet man eine Gruppe von 3 bis 4 Leuten, die mit einem ein paar Multiplayer-Partien zocken, so kann Stronghold HD tatsächlich der Grund für die ein oder andere zerstörte Freundschaft werden. Die Möglichkeiten seine Mitspieler zu attackieren sind nun mal dermaßen vielfältig, dass man jede kleinste Schwachstelle in der Verteidigung seines Gegners ausnutzen kann. Tatsächlich ist der Multiplayer, dank der Plattform „GameRanger“ bis heute spielbar und viele Fans spielen noch heute täglich eine Runde Stronghold HD.
8. Preis/Leistung
Stronghold HD lässt sich teilweise zu einem unglaublich niedrigen Preis ergattern. Bei manchen Rabattaktionen erhält man das Game schon für unter zwei Euro. Der Standardpreis schwankt zwischen drei und vier Euro. Da kann man absolut nicht meckern und bedenkenlos zuschlagen, denn man bekommt ohne weiteres einige Stunden gute Unterhaltung, selbst wenn man mit Echtzeitstrategie nicht ganz so viel anfangen kann.
Die Mauern sind durchbrochen, der zweite Burggraben überwunden. Nun setzen die Pikeniere zum Sturm auf den Bergfried an. Der feindliche Lord muss noch erledigt werden, dann ist der Sieg gewiss! (Quelle: privat)
9. Innovation
Stronghold HD war seiner Zeit mit Sicherheit nicht voraus. Grafisch ist das Spiel für damalige Verhältnisse nur mittelmäßig gewesen. Die Grafik hatte dennoch schon immer einen ganz besonderen Charme. Das Gameplay an sich war dennoch durchaus frisch. Das erste Mal erschien ein Echtzeit-Strategiespiel, das seinen Fokus allein auf das Mittelalter legte. Dieses Wagnis scheint sich angesichts der Erfolgsgeschichte, die sich hinter der Stronghold-Reihe verbirgt, ausgezahlt zu haben.
10. Communityverbundenheit
Es existieren einige Modifikationen für Stronghold HD, was zeigt, dass die Entwickler bereit sind, die Community an ihrer Vision der Stronghold-Reihe teilhaben zu lassen. Firefly Studios sind allerdings mit Sicherheit nicht das Entwicklerstudio, das die größte Nähe zu seiner Community hat. Oft schien es in der Vergangenheit so, als ob die Entwickler zwar oft betonen, dass sie auf Kritik und Anregungen aus der Community eingehen würden, dann aber doch lieber ihre eigenen Ideen umsetzen wollen. Heißt im Klartext: Community-Feedback scheint bei Firefly auf offene Ohren zu stoßen, doch scheinen die Personen dahinter dann leider doch taub zu sein.
11. Fazit und Ausblick auf Stronghold: Warlords
Stronghold HD ist ein Echtzeitstrategie-Klassiker, den jeder Hobby-Taktiker einmal gespielt haben muss. Das Spiel legte den Grundstein für eine Reihe, die viele Hoch und Tiefs erlebte und mit dem direkten Nachfolger Stronghold Crusader eines der beliebtesten Strategietitel hervorgebracht hat. In den letzten Jahren ließ die Stronghold-Reihe jedoch zusehends nach. Den Sprung ins 3D-Zeitalter schafften die Entwickler von Firefly mehr schlecht als recht. Was kann man also von Stronghold: Warlords erwarten, wenn es am 21. Januar 2021 erscheint?
Stronghold: Warlords geht neue Wege in der Stronghold-Reihe. Das Setting verlagert sich ins östliche Asien. Wir sind gespannt, wie sich diese Neuerung auf das Gameplay auswirkt und ob das Spiel fertig und bugfrei erscheinen wird. (Quelle: GamersGlobal)
Nun, die größte Neuerung ist in erster Linie das Setting. Zum ersten Mal kämpft man nun in China, Japan und Korea. Die mittelalterlichen asiatischen Reiche bringen neue Waffen, Techniken, Ressourcen und Truppenklassen mit sich. Darüber hinaus soll ein grundlegend überarbeitetes Diplomatie-System eingebaut werden. Die bisher veröffentlichten Trailer lassen erahnen, dass sich am Grafikstil wenig getan hat. Firefly scheint mit 3D einfach nicht zu können. Viel interessanter wird sein, wie sich das Gameplay weiterentwickelt hat und ob das Spiel in einem fertigen Zustand auf den Markt kommen wird. Die letzten Teile glänzten ja eher mit einem Bug-Fest zum Release, als durch ihren Inhalt. Die Review zum neuen Titel gibt es dann selbstverständlich noch im Januar von eurem EGM-Magazin!
Wertung für Stronghold HD
Umfang: 7/10
Gameplay: 9/10
Spieldesign: 8/10
Atmosphäre: 10/10
Einsteigerfreundlichkeit: 7/10
Kampagne: 8/10
Multiplayer: 10/10
Preis-/Leistung: 10/10
Innovation: 7/10
Communityverbundenheit: 5/10
Gesamt: 81/100
Über den Verfasser:
Flo aka Stack (18) ist Student,
Spiele-Enthusiast, sowie Lokaljournalist.
Seit dem 16. Februar 2019 ist er
Mitglied der EGM-Community.
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