Städtebau-Simulation in zehn FPS | Cities Skylines 2 Review
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ItzCrazy -
29. Oktober 2023 um 17:00 -
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Cities Skylines 2 Review
- Städtebau-Simulation in zehn FPS -
Was ist Cities Skylines?
Cities Skylines ist eine von vielen Städtebausimulationen, in denen der Spieler eine moderne Stadt von Grundauf gestalten kann. Ähnlich zu SimCity baut man Wohnviertel, Industriegebiete, sorgt für Strom und Wasser und achtet als Bürgermeister auf ausgeglichene Finanzen. Beim Designen unserer Stadt haben wir auf viele Faktoren gleichzeitig zu achten, um nachhaltig und wirtschaftlich zu wachsen.
Zu diesen Faktoren gehören Kriminalität, Steuereinnahmen, Ausgaben, Umwelt, Ressourcenverteilung und viele Weitere. Dabei entwickelt sich unsere Stadt mit jedem Meilenstein immer weiter. Wo wir Anfangs noch die gesamte Mobilität mit dem Automobil managen, kommen später immer mehr Transportmethoden dazu. Bushaltestellen, Bahnhöfe, U-Bahnschächte, Flughafen - alles will mit der Zeit geplant, finanziert und gebaut werden. Unsere Bürger stellen in einer stetig wachsenden Stadt immer neue Ansprüche, erwarten Bildung und Freizeitangebote. Es gibt also viel zu tun.
(Quelle: Gamestar)
Was wurde alles verbessert?
Im Vergleich zum Vorgänger wurden unter anderem die Verkehrssimulation, sowie die Wirtschaftssimulation verbessert. Wir haben nun eine deutlich flüssigere Simulierung des Verkehrs, welche diversere Faktoren miteinbezieht. Insgesamt fließt der Verkehr dynamischer. Direkte bauliche Eingriffe, das Ändern von Ampelregelungen oder Fahrstreifen ging noch nie besser von der Hand. Die Fahrzeug-KI reagiert schnell und passend auf Anpassungen am Straßennetz. Stauknoten sind nachvollziehbarer und können mit pragmatischen Maßnahmen besser gelöst werden. Objektiv ist die Verkehrssimulation wohl das Beste am Spiel.
Eine weitere Änderung: Anders als früher sind die Meilensteine, welche unsere Stadt nach vorne bringen, nicht mehr abhängig von den aktuellen Einwohnerzahlen, sondern von Erfahrungspunkten. Diese XP erhalten wir beim Bauen von Gebäuden, beim Erhöhen der Zufriedenheit der Bürger oder dem Freischalten neuer Mechaniken. So hat eine schlechte Steuerverwaltung und eine resultierende Abnahme der Bevölkerung keinen direkten Einfluss auf die Mechaniken unserer Stadt, sondern ist primär ein Einfluss auf die Wirtschaft. Die mit dem Managen von Produktions- und Warenflüssen im Nachfolger etwas komplexer als im Vorgänger ausgefallen ist.
(Quelle: Eigene Aufnahmen)
Das Wirtschaftssystem
Cities Skylines 2 wurde hauptsächlich mit großen Änderungen in der Wirtschaft beworben. Jedes Fabrikgebäude, jeder Handel, jedes Büro benötigt Ressourcen beziehungsweise durch andere Gebäude weiterverarbeitete Ressourcen. Dafür sind auf der Karte viele verschiedene Ressourcen verteilt, welche wir dort mit passenden Gebäuden abbauen können, oder automatisch importiert werden. Einen Überschuss durch abgebaute Ressourcen (sowie Strom & Wasser) können wir wiederum Exportieren um Geld dazuzuverdienen. Müssen die Stadtbewohner vieles importieren, müssen sie entsprechend viel ausgeben und nehmen weniger ein, wodurch die Steuereinnahmen sinken & die Firmen möglicherweise bankrottgehen können.
Doch anders als man es sich gewünscht hätte, haben wir Spieler nur einen Überblick über den Unterschied zwischen Import / Export bzw wie viel wir brauchen & wie viel wir selber abbauen. Welche Auswirkungen auf die Wirtschaft das hat, ist für uns auf den ersten Blick vollkommen unübersichtlich. Es muss also viel sich selber dazugedichtet werden, wenn man ganz genau die Wirtschaft steuern möchte.
(Quelle: Eigene Aufnahmen)
Die Probleme mit CS2
Cities Skylines 2 hat im Vergleich zum ersten Teil viel an Spieltiefe verloren. Spielplätze, Schulen, Schwimmbäder etc. sind alle verlassen. Nie sehen wir NPCs diese benutzen. Die Straßen sind voll, doch keiner macht etwas, außer von A nach B zu laufen und in Gebäuden zu verschwinden. Die Stadt wirkt dabei unglaublich leblos. Im ersten Teil konnten wir uns noch daran erfreuen, wie unsere gebauten Freizeitangebote aktiv von unseren Bürgern genutzt wurden. In CS2 sehen wir den Leuten nun hauptsächlich beim Spazieren und Autofahren zu. Das ist ein Rückschritt. Doch offenbar einer der notwendig war, damit das Spiel überhaupt releasen konnte.
Denn das größte Problem ist im aktuellen Zustand die grottige Performance. Kurz vor Release änderte Paradox die empfohlenen Einstellungen für CS2 zu einem I5-12600K oder Ryzen7 5800X. Außerdem wurde zu einer einer RTX3080 oder einer RX6800XT geraten. Diese Anforderungen liegen klar im High End Bereich der PC-Teile. Und anders als man bei solchen Systemanforderungen vermutet, spielen wir kein 4k Game mit Raytracing in der Unreal Engine 5, sondern ein Städtebauspiel mit simplen Grafiken und hübschen Shadern. Nur selten schaffen es Spieler mit ihren Setups die 30 FPS Marke zu erreichen, oder sogar zu durchbrecehn.
Im Endgame lässt sich CS2 dann allgemein hin eher wie eine PowerPoint-Präsentation in unter 10 FPS spielen, insbesondere in der Winterseason. Hier lief wirklich so einiges schief. Hinzu kommen noch diverse Bugs. So hat CS2 mit einigen Soundkarten/Treibern massive Probleme, weshalb die PC-Audio bei einigen Anwendungen nicht funktioniert.
(Quelle: Gamersglobal)
Fazit
Cities Skylines 2 macht eigentlich Spaß. Das Grundgerüst des Spiels hat unglaublich viel Potential. Unsere Städte wirken so schön, so komplex und eindrucksvoll wie noch nie zuvor. Eigentlich könnten wir hier vom besten Städtebauspiel aller Zeiten sprechen. Im direkten Vergleich zum Vorgänger, der schon als Top-Titel der Städtebausimulation galt, gibt es in CS2 nochmal deutlich mehr Inhalt, deutlich mehr Replayability und sehr viel mehr Tiefe in der Entwicklung seiner Stadt. Spielmechanisch hinkt die neu simulierte Wirtschaft noch etwas, aber das wäre zu verschmerzen gewesen.
Es ist der technische Zustand des Spiels, der das Gesamtbild auf ganzer Linie versaut. Und das ist furchtbar schade. Doch nach dem Ist-Stand, in welchem eine RTX 3080 als empfohlene Grafikkarte benötigt wird, mit der man aber nur im seltensten Fall die 60 FPS erreicht und das Gameplay stellenweise zum Folienwechsel einer PowerPoint verkommt, ist CS2 einfach nicht zu empfehlen.
Paradox warnte vor Release lobenswerterweise vor dem technischen Zustand des Spiels und gab damit Vorbestellern die Möglichkeit ihre frühe Kaufentscheidung nochmal zu überdenken. Gleichzeitig wurden schnelle und umfangreiche Patches versprochen. Ein langer Support für eigene Titel ist im Hause Paradox ohnehin für gewöhnlich die Norm. Es ist also davon auszugehen, dass CS2 technisch nochmal deutlich besser wird. Es ist wie beim Vorgänger mit vielen tollen kostenlosen Updates oder auch kostenpflichtigen DLCs zu rechnen.
Das Spiel wird sich also wohl über die Jahre mausern. Aber wäre es nicht schöner gewesen, wenn wir in zwei oder drei Monaten einfach ein technisch ausgereifteres CS2 bekommen hätten? Dann wären Städtebaufans jetzt nicht in der Zwickmühle ob sie das Spiel in diesem Zustand kaufen oder doch erstmal besser links liegen lassen sollen. Stand jetzt darf CS2 eigentlich nicht den Weg in euren Einkaufskorb finden. Gebt dem Ganzen etwas Zeit, beobachtet die weitere Entwicklung des Spiels und trefft dann eine Entscheidung. Bis dahin ist das originale Cities Skylines weiterhin wärmstens zu empfehlen.
Über den Verfasser:
Tim aka ItzCrazy (17) ist Schüler,
begeisterter Gamer und Cineast.
Seit dem 7. Juli 2020 ist er
Mitglied der EGM-Community.
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