Die Gamescom und die Influencer
-
ItzCrazy -
5. Juni 2024 um 18:00 -
1.478 Mal gelesen -
3 Kommentare 5 Minuten
GAMESCOM
- Die Messe, die Influencer und Nintendo -
Über die Gamescom
Die größte Messe der Welt für Videospiele und Unterhaltungselektronik findet seit 2009 jährlich im sonst eher weniger für Videospiele bekannten Deutschland statt. Sie lockt Hunderttausende (im letzten Jahr waren es 320.000 Besucher, verteilt auf fünf Tage) in die Kölner Messehallen. Seit 2009 findet das Großereignis in Köln statt; in den sechs Jahren zuvor war sie noch als "Games Convention" in Leipzig bekannt.
Von Mittwoch bis Sonntag präsentieren über 1.000 Aussteller die neuesten Entwicklungen im Bereich der Videospiele, verkaufen Merchandise oder bieten Unterhaltung an. Im Jahr 2021 fiel die Veranstaltung aufgrund einer weltweiten Pandemie komplett aus. In den letzten beiden Jahren fand die Messe zwar wieder statt, jedoch mit geringeren Besucherzahlen als in den vorherigen elf Jahren.
Sollte euch interessieren, warum ausgerechnet Deutschland die größte Gamingmesse der Welt veranstaltet, während die heimischen Developer vergleichsweise massiv hinterherhängen, könnt ihr diesen Artikel lesen -> Link
(Quelle: Gamescom Bildmaterial)
Das Influencer-Problem
Bereits in den vergangenen Jahren war der Aufschrei groß, wenn es um die Situation der Influencer in den Hallen der Koelnmesse ging. Oft wurde kritisiert, dass es mittlerweile mehr um die Influencer als um die Spielebranche geht, was den eigentlichen Zweck der Gamescom verfehle.
Besonders intensiv wurde die Diskussion nach der Gamescom 2022 und dem IRL-Livestream von MontanaBlack geführt.
Monte auf der Gamescom 22 - In den Hallen gab es kein durchkommen mehr. (Quelle: Twitch.tv/Monatanablack88)
Aber auch die immer wieder stattfindenden Schlägereien hinter den Hallen und das enorme Sicherheitsaufkommen, das benötigt wird, um die Influencer vor ihren "ekligen, schwitzigen Scheiß-Fans" (wie AnniTheDuck sie nennt *Zwinkersmiley*) zu schützen, belasten die Messe.
Die Präsenz von Influencern bringt für die Veranstalter der Gamescom aber auch mehrere Vorteile mit sich:
Erhöhte Reichweite und Sichtbarkeit: Influencer haben oft große Followerzahlen, was die Aufmerksamkeit auf die Messe lenkt und ein breiteres Publikum erreicht.
Engagement und Interaktion: Influencer fördern die Interaktion und das Engagement der Besucher, indem sie ihre Fans persönlich treffen und live Inhalte teilen.
Marketing und Promotion: Durch die Influencer werden neue Spiele und Produkte effektiv beworben, da ihre Empfehlungen oft als vertrauenswürdig gelten.
Vielfalt an Inhalten: Influencer bieten eine Vielzahl an Inhalten wie Livestreams, Vlogs und Social Media Posts, die die Erlebnisse der Gamescom für diejenigen, die nicht persönlich anwesend sein können, zugänglich machen.
Junge Zielgruppe: Influencer ziehen eine jüngere Zielgruppe an, was der Messe hilft, die nächste Generation von Gamern und Technikbegeisterten zu erreichen.
Wenn man durch die Hallen läuft, sammeln sich an allen Ecken Gruppen von Menschen, jedoch nicht, um ein neues Spiel zu bewundern, sondern um Fotos mit den umherlaufenden Creatoren zu machen. Währenddessen sind die Stände vieler Publisher und Hersteller nur wenig besucht, es sei denn, es findet ein von Influencern gehostetes Event statt (ausgenommen sind anspielbare AAA-Spiele).
Um den Fokus wieder stärker auf die Videospiele und weniger auf die Influencer zu lenken, will die Gamescom nun gegen diesen immensen Rummel vorgehen, wenn auch nicht drastisch. Bei der diesjährigen Veranstaltung sind die Regeln zur Akkreditierung für Creator*innen verschärft worden, weshalb viele kleinere, aber auch größere Influencer kein entsprechendes Ticket kostenlos erhalten. Außerdem möchte man vermeiden, dass Personen mit zu großer Reichweite frei und ohne Security durch die Hallen laufen und so Staus verursachen, die Sicherheitsbedenken auslösen könnten.
(Quelle: Gamescom Bildmaterial)
Wie steht es um die Gamescom 24?
Wie man es seit der aufgrund von Covid-19 ausgefallenen Messe 2021 kennt, wird der japanische Entwickler und Publisher Nintendo erneut keinen eigenen Stand haben. Dennoch haben viele andere Publisher bereits zugesagt, ihre neuen Spiele in den Hallen zu präsentieren, darunter die Entwickler hinter dem "Landwirtschaftssimulator" Giants Software, der französische Publisher Ubisoft und das japanische Studio Bandai Namco.
Die Tagestickets für die Hauptveranstaltung von Donnerstag bis Sonntag sind im Preis gestiegen, doch vor allem eine Neuerung bietet der Ticketverkauf: Für den stolzen Preis von 64 Euro ist ein in der Stückzahl limitiertes Wildcard-Ticket für Mittwoch, den weniger besuchten Presse-Tag, zu erwerben.
Letzte Worte
Die Influencer-Thematik ist in den letzten Jahren auf der Gamescom zu groß geworden. Ich selbst freue mich auch, wenn ich einen Creator sehe, dem ich seit Jahren folge, und ein paar Worte mit ihm wechseln kann. Doch der Fokus der Messe soll auf Videospielen liegen, nicht auf Influencern.
Während die Begeisterung und der Enthusiasmus der Fans für ihre Idole verständlich sind, hat der exzessive Fankult auch problematische Seiten. Er führt oft zu überfüllten Hallen und Gedränge, was die Sicherheit und den Komfort aller Besucher beeinträchtigt. Zudem lenkt die extreme Fokussierung auf Influencer vom eigentlichen Zweck der Messe ab: der Präsentation und Erkundung neuer Videospiele und Technologien.
Es stellt sich die Frage, ob der Event-Charakter der Messe noch gewahrt bleibt oder ob sie sich zunehmend in eine Bühne für Persönlichkeiten verwandelt, deren primäres Ziel nicht die Förderung der Gaming-Kultur, sondern die Selbstvermarktung ist. Wie die letzten Wochen und die vielen kontroversen Enthüllungen in der deutschen YouTube-Szene gezeigt haben, sind Influencer nicht immer der goldene Gral. Statt so viel Aufmerksamkeit auf diese Persönlichkeiten zu lenken, sollten Besucher, Aussteller und die Messe selbst wieder zu ihren Wurzeln zurückkehren: den Videospielen.
Über den Verfasser:
Tim aka ItzCrazy (18) ist Schüler,
begeisterter Gamer und Cineast.
Seit dem 7. Juli 2020 ist er
Mitglied der EGM-Community.
Kommentare 3