Eine Beta-Version zum Vollpreis | Battlefield 2042
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20. November 2021 um 19:00 -
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Eine Beta-Version zum Vollpreis
- Battlefield 2042 in der EGM-Magazin Review -
Battlefield 2042 spielt, wie der Titel schon impliziert, im Jahr 2042, in der sich die Welt nach Jahrzehnten des Klimawandels in der größten Krise der Menschheitsgeschichte befindet. So hat Ressourcenmangel eine Weltwirtschaftskrise ausgelöst und die Europäische Union hat sich nach dem Staatsbankrott Deutschlands aufgelöst. Letztlich werden 1,2 Milliarden Menschen staatenlos und als sogenannte „No-Pats“ bezeichnet. Die Supermächte USA und Russland heuern in einem Krieg um die verbleibenden Rohstoffe No-Pats als Söldner an. Beim Szenario scheinen sich die Entwickler von DICE schonmal keine großen Gedanken über den Realismus gemacht zu haben, aber hey: Who cares? Es geht hier ja schließlich um einen Shooter und nicht um eine politikwissenschaftliche Arbeit.
Das Spiel wurde also von Serienentwickler EA DICE entwickelt. Unterstützung bekamen die Schweden dabei von Ripple Effect, EA Gothenburg und Criterion. Laut eigenen Angaben arbeitet das größte Entwicklerteam an dem Spiel, das je für einen Ableger der Serie zusammengestellt wurde. Recht beeindruckend, da sogar die Produktion des nächsten Need for Speed von Criterion Games pausiert wurde, um DICE bei der Entwicklung zu unterstützen. Eigentlich müsste dabei dann doch ein perfektes Spiel zu erwarten sein, oder?
Das EGM-Magazin präsentiert Steve, den schwebenden Soldaten. Auf geht´s Steve! Rette die Welt! (Quelle: rockpapershotgun.com)
Nun, wie man sieht hat das nicht wirklich geklappt. Die Battlefield-Reihe ist spätestens seit dem Battlefield 3 Singleplayer für Bugs und Glitches bekannt. Compilations von diesen Fails gibt es zu praktisch jedem Serientitel. Das ist bei Videospielen eigentlich auch keine große Sache, nur ist die Masse an Fehlern, die zum Release von Battlefield 2042 vorliegen nicht normal. Texturen laden teilweise nicht, Waffenanimationen werden hin und wieder unsauber ausgeführt, Fahrzeuge ploppen weg, Spieler bleiben in Wänden stecken. Außerdem kommt es vor, dass ihr Teammitglieder nicht wiederbeleben könnt. Vor allem auf Treppen und in den Nähe von Objekten und Wänden kommt es zu diesen Bugs.
Battlefield 2042 ist zu früh erschienen. Daran besteht kein Zweifel. Es ist davon auszugehen, dass EA einer Verschiebung des Release nicht zustimmen wollte, da man ja schließlich das Weihnachtsgeschäft noch mitnehmen muss. Das ist unfassbar schade, denn in seinen besten Momenten kann Battlefield 2042 richtig überzeugen und fesseln. Die Basis für das beste Battlefield aller Zeiten schien vorhanden gewesen zu sein. Man muss sich nur einmal anschauen, was in diesem Spiel alles steckt und wie großartig einzelne Dinge auch umgesetzt worden sind.
Zurück an der kaspischen Grenze – Nostalgiker kommen im „Portal“-Modus auf ihre Kosten und können alte Karten in modernen Grafik bewundern. (Quelle: segmentnext.com)
Schon in der Marketing-Kampagne haben EA und Entwickler DICE die drei Modi „All-Out Warfare“, „Hazard Zone“ und „Portal“ immer als separat gehaltene Teile von Battlefield 2042 behandelt. Vor allem der „Portal“-Modus sticht dabei mit seinen tollen Spielerfahrungen heraus. In diesem Modus geht es zurück auf alte Battlefield-Maps. Je zwei neu aufgelegte Maps aus den Spielen Battlefield 1942, Bad Company 2 und Battlefield 3 erwarten euch.
Die neuen Maps sehen nicht nur toll aus, sondern sind spielerisch auch gut umgesetzt. Der wichtigste Part von „Portal“ sind aber die Community-Erfahrungen, die ihr selbst erstellen dürft. Es wird sich zeigen, was sich mit den Einstellungen und dem Visual-Scipt-Tool so alles anstellen lässt. Ein kleiner Dämpfer ist allerdings die Beschränkung auf die Modi „Free For All“ und „Team Death Match“ bei der Erstellung eigener Spiel-Erfahrungen. Für uns war „Portal“ dennoch das Highlight in Battlefield 2042.
Um diese Festplatten kloppt man sich im Modus „Hazard Zone“. Das kann durchaus unterhalten und sorgt für einige interessante Situationen. (Quelle: atsit.in)
Zu den anderen beiden Modi: In „Hazard Zone“ kämpfen Squads auf einer von sieben Karten darum, Festplatten zu bergen und dann einen der zwei Evakuierungspunkte zu erwischen. Hat man Erfolg gibt es Credits, die sich dann in Waffen und Ausrüstung für die nächste Runde investieren lassen. Neben den acht Squads, die sich euch in den Weg stellen, gibt es auch noch KI-Gegner. Diese sind aber absolut inkompetent. Kämpft man im Singleplayer (es gibt keine Kampagne) oder Koop dann nur gegen die KI wird das nochmal deutlicher. Selbst B1-Droiden treffen wahrscheinlich mehr. Es ist spürbar, wie sich bei „Hazard Zone“ an Hunt: Showdown orientiert wurde, doch mindert das den Spaß in diesem Modus in keinster Weise.
Kommen wir zu „All-Out Warfare“. In diesem Modus kann sich der Spieler zwischen „Eroberung“ und „Durchbruch“ entscheiden. Bei beiden Untermodi kämpfen insgesamt 128 Spieler auf den riesigen Maps, die Battlefield 2042 bietet. In beiden Untermodi, die mehr oder minder Abwandlungen der alten „Herrschaft“ sind, kommt stellenweise klassisches Battlefield-Feeling auf. Doch es gibt einige Störfaktoren. Da wären beispielsweise die zusammengestampften Squad-Mechaniken und die Spezialisten, die die altbekannten Klassen ersetzen. Beide Aspekte führen dazu, dass Battlefield 2042 letztlich mehr zu einem Solo-Play-Multiplayer entwickelt, da durch die Spezialisten praktisch jeder alles kann. Beispiel: Ein Medic-Spezialist rennt auf einmal mit einer Sniper rum und bleibt weit hinter den Frontlinien zurück. An der Front sterben die Leute, die sich alle mit Explosiv-Gadgtes vollgesaugt haben, wie die Fliegen. Kein Medic ist zur Stelle, da dieser lieber ein paar Sniper-Skills auspackt. Wow, da bringt seine medizinische Kompetenz wirklich viel.
Cinematiks hui, Game pfui. Das ist natürlich übertrieben ausgedrückt, doch hätte man angesichts der Trailer optisch deutlich mehr von Battlefiel 2042 erwarten können. (Quelle: Battlefield-Inside.de)
Hinzu kommt eine Schwäche, die wir bei einem Battlefield niemals erwartet hätten: Die Grafik. Die Texturen der neuen Maps sehen alle irgendwie blass und kontrastarm aus. Zwar sind einige Details hoch aufgelöst, Waffenmodelle sind toll gestaltet und insgesamt ist das Spiel immernoch verdammt hübsch, aber insgesamt war Battlefield schonmal ansprechender.
Gerade die zurückgeschraubte zerstörbare Umgebung trägt dazu bei, dass die Karten einfach nicht mehr diese optische Wucht sind, wie sie noch vor wenigen Jahren bei Battlefield V waren. Die zerstörbaren Objekte wurden auf Zäune, Mauern und einige wenige Häuser reduziert. Vorbei sind die Zeiten, in denen man ein Schlachtfeld planieren konnte. Das sah halt verdammt gut aus und sorgte für eine geile Atmosphäre. Jetzt sind die Highlights die Stürme, die aber kaum etwas zerstören und im Wesentlichen nur die Sicht des Spielers einschränken.
Guck guck, wer ist denn da? Tja das fragt man sich, nachdem einen dieser nette Herr ein paar Kugeln in den Korpus gejagt hat. (Quelle: Spielgesetz.com)
Wie ist also nun Battlefield 2042 insgesamt zu bewerten? Nun, es bleibt zu sagen, dass es das beste Battlefield hätte werden können. „Hätte werden können" - das beschreibt das Spiel in nahezu jedem Aspekt. Battlefield 2042 bietet eigentlich alles was man sich wünscht. Man vermisst nichtmal die fehlende Kampagne. Der Umfang des Titels ist überwältigend. Und doch sind so viele Details so fehlerhaft umgesetzt worden. Es hätte mehr Zeit gebraucht. Vielleicht ein halbes oder dreiviertel Jahr. Es fehlt an Feinschliff und es fehlen Battlefield-typische Elemente, wie eben Boni für die besten Squads.
Ist Battlefield 2042 ein schlechtes Spiel? Nein, auf keinen Fall. Sollte man es sich kaufen? Wir raten davon ab. Wartet am besten noch ein halbes Jahr, schaut was sich bis dahin getan hat und was ihr von dem Spiel so hört. Dann könnt ihr zuschlagen und hoffentlich ein Battlefield genießen, das euch von den Socken haut. Denn eines schafft Battlefield (vor allem im „Portal“-Modus): Es macht Lust auf mehr. In seinen besten Momenten fesselt es einen an den Bildschirm und sorgt für unglaublich tolle Momente, ehe einen dann so ein netter Kollege, wie im oben sehenden Bild begrüßt. Das „hätte werden können."
Wertung für Battlefield 2042
Umfang: 10/10
Gameplay: 7/10
Spieldesign: 6/10
Atmosphäre: 8/10
Einsteigerfreundlichkeit: 8/10
Singleplayer: 6/10
Multiplayer: 7/10
Preis-/Leistung: 6/10
Innovation: 8/10
Communityverbundenheit: 7/10
Gesamt: 73/100
Über den Verfasser:
Flo aka Stack (18) ist Student,
Spiele-Enthusiast, sowie Lokaljournalist.
Seit dem 16. Februar 2019 ist er
Mitglied der EGM-Community.
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