Cheating in Videospielen - Y tho? | Eine Reportage
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biggysiyo -
18. Dezember 2021 um 15:30 -
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14 Kommentare 7 Minuten
Cheating in Videospielen
- Wie aus simplen Codes Spielspaßzerstörende Clients wurden -
Fangen wir mal am Anfang an. Nein, damit mein ich nicht Pong. Mit Cheats kann man das Spielerlebnis über dem eigentlich Möglichen erweitern. Bei Spielen wie Minecraft kann man im Singleplayer einfach den Kreativ Modus aktivieren und dann alles mögliche machen [Ja, das zählt als Cheat]. Bei anderen Spielen kann man dann die Cheat-Engine, Trainer oder ähnliche Clients benutzen. Es ist dann auch wirklich lustig, wenn man dann paar Exploits findet.
Geht es jedoch um Speedruns oder Multiplayer, ist Cheaten nicht ganz so schön. Killaura in Minecraft, Game Speed bei Trackmania für eine Weltrekordzeit, Aimbot in CS:GO [Grüße an Forsaken] und noch vieles mehr. Schön und gut, aber wieso das Ganze? Worin liegt der Reiz sich einen unfairen Vorteil zu schaffen, mit dem man nicht mehr verlieren kann? Aber nochmal ein Setback - Wie kommen Leute auf Cheaten?
Früher wurden Cheatcodes in Videospiele zu Testzwecken eingebaut. Damit sind jetzt nicht Easter Eggs gemeint. So ein Fall kam zum Beispiel bei Manic Miner vor, wo eine bestimmte Abfolge von Zahlen einen Cheatcode aktivierte. In Spielen werden numerische Werte wie Inputs oder Leben abgespeichert. Es gibt die Möglichkeit, einen kleinen Teil des Spiels neu zu programmieren, bevor man es startet. Zu Zeiten von 8-Bit Computern hat es dann damit begonnen, die Werte von Sachen wie HP, In-Game Währungen, God-Mode, Cloak und vielem mehr zu verändern oder zu aktivieren. Dies wurde über POKE-Statements gemacht, welche man HIER finden kann.
Diese Methoden, welche zum Test entwickelt wurden, waren nun ein Mittel was langsam aber sicher zu etwas Schlechtem wurde. Es entstand eine richtige Cheat-Industrie, da es als Produkt dargestellt und verkauft wurde. Diese Industrie ist auch heute zu sehen, wie zum Beispiel Cheat-Clients in Minecraft, welche man kaufen muss. Sachen wie Cheat-Tutorials in Büchern oder Comics, Cartridges mit Cheat-Codes und Ähnliches, waren der Grund, dass sich solch eine Industrie überhaupt erst bilden konnte. Cheaten wurde jedoch in frühen Spielen nicht allgemein akzeptiert. Das Gaming-Magazin Amiga Power betrachtete das Cheaten mit sehr kritischen Augen, vor allem da es nicht fair gegenüber anderen sei. Es seien nicht alle Methoden erreichbar für alle und es mache den eigentlichen Sinn jener Spiele kaputt, argumentierte das Magazin.
Heute wurden alte Methoden wie POKE-Cheats durch Software ersetzt. Sachen wie eingebaute Cheat Codes gibt es in heutigen Spielen auch nicht wirklich. Cheat-Engine, Trainer, Aimbot, Wallhack: All das sind heute viele Methoden zum Cheaten, sowohl im Single-, als auch im Multiplayer. Es ist heutzutage um einiges leichter als damals. Doch auch Anti-Cheat Systeme sind nun fast in jedem Spiel von Beginn an eingebaut. VAC, Vanguard, BattlEye, FaceIt und mehr sind bekannte Namen in dem Bereich.
Rechtlich gesehen ist Cheaten eine Grauzone. Dies gilt aber nur für das allgemeine Recht und somit nicht für die Spiele selbst. Meist legen Spiele und Online-Server in ihrem (Server-) Regelwerk fest, was erlaubt ist und was nicht. Rein moralisch gesehen war ja Cheaten von Anfang an aus vielerlei Hinsicht kritisch beäugt worden. Andere stört es nicht, da es heutzutage auch teilweise einfach akzeptiert wurde. Dann gibt es da noch eine andere Gruppe: Die Cheater selbst. Sie unterstützen sich manchmal gegenseitig, manchmal schaffen sie es auch ganz alleine Spielregeln und -grenzen auszuhebeln. Nun, warum das Ganze? Wieso gibt es den nun Leute, die Cheaten? Gibt es überhaupt einen konkreten Grund?
Long Story Short: Nein, ein konkreter Grund liegt nicht vor. Es sind mehrere Faktoren die zu dem Weg leiten. Jeder merkt, dass man gegen Cheater kaum Chancen hat, wenn man nicht ein absoluter Pro in einem Game ist. Manchmal ist es auch schlichtweg nicht möglich die unfairen Vorteile durch seinen eigenen Skill auszugleichen. Wenn man merkt, wie einfach es teilweise ist zu Cheaten, kommt man dann vielleicht nur schwer von der Versuchung weg es einmal selbst zu probieren. Dabei bemerkt man nicht die Auswirkung, die es auf andere hat. Weitere werden dann ebenfalls frustriert durch jene, die cheaten und sehen es teils als einzigen Ausweg selbst zum Cheater zu werden, um wieder die Oberhand zu haben.
Doch nicht jeder Cheater cheatet nur deswegen um nicht zu verlieren. Wir dringen hierzu mal in eine Situation ein: Man hat einen Speedrun-Weltrekord aufgestellt und hat sehr lange dafür gearbeitet. Ein Konkurrent hat jedoch auch ähnlich lang gearbeitet und macht mehrere Zeiten, welche knapp an deinen drab sind. Der eigene Skill verbessert sich nicht und es kommen mehrere Fehler in Runs dazu, die potentiell schneller sein könnten. Also triffst du die falsche Entscheidung und suchst dir Cheat-Methoden raus. Sei es der Gamespeed bei Trackmania, Minecraft wo z.B. Glück oder ein Seed modifiziert wurde, oder Ähnliches. All das führt dann dazu, dass du eine bessere Zeit bekommst im Run.
Aber oft ist es nicht mal das. Viele Cheater haben einfach Lust, den Spielspaß anderer zu zerstören. Das dann in Kombination mit Trolling, Griefen und Weiterem. Es zerstört das Miteinander und den Kern des eigentlichen Spiels massiv.
„Some Men just want to watch the World burn.“
~Alfred Pennyworth, in „The Dark Night“ [2008]
Cheater werden oft auch als Hacker betitelt. Es ist jedoch nicht wirklich dasselbe. Cheat Codes sind eingebaut und greifen nicht in die Programmdateien ein, was Hacks allerdings tun. Deswegen werden Cheat Clients auch Hack Clients genannt. Hierbei werden Programmdateien verändert oder es wird etwas hinzugefügt. Beides wird auch bei Mods getan, nur dass eben Mods oft für Singleplayer und eher selten auf Multiplayer genutzt werden. Außerdem sollten “Hacker” in Videospielen nicht wirklich mit denen verglichen werden, welche z.B. ganze Ortschaften oder Länder mit Cyberattacken terrorisieren. Sie sind es auch im Fall von z.B. Minecraft zum größten Teil nicht. Aber, wie wird dagegen gehandelt? Gibt es überhaupt Möglichkeiten, gegen Cheater anzukommen?
Gegen Cheaten gibt es mehrere Methoden vorzugehen. Auf bestimmten Multiplayer Servern gibt es beispielsweise Server-Ausschlüsse oder ähnliches. Hierbei gibt es beispielsweise Moderatoren die sich um sowas kümmern. Bei Spielen wie Ego-Shootern ist das nicht so. Dort wird sich auf Anti-Cheat verlassen, wie VAC bei CS:GO. Zwar sind die Anticheat-Systeme relativ gut, aber nicht perfekt. Vor allem leichte Cheats, wie ein Aimbot, sind da meist unauffällig. Reports werden von den Producern manchmal selten angenommen. Dennoch: Es wird dagegen gehandelt und die Anticheats werden von Zeit zu Zeit immer weiter verbessert. Doch ist es scheiße, dass es die Cheater überhaupt gegeben hat?
Per sé verdirbt Cheaten den Spielspaß für andere, wie wir alle aus den Ereignissen der Vergangenheit gelernt haben. Doch durch diese Erfahrung, die wir sammeln konnten, die Cheatcodes in den Spielen, so wie auch die Cheater, die es gab, kamen wir erst auf die Idee, Anti-Cheat zu entwickeln und uns so dagegen zusammen zu schließen. Ich denke, dass es gut war, dass so etwas passiert ist, damit wir daraus lernen konnten.
Doch, wie ist eure Meinung dazu? Was haltet ihr von Cheaten? Hat es uns wirklich geholfen? Ist cheaten doch manchmal fair? Die Redaktion ist gespannt auf eure Antworten.
Peace Out
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