Electronic Arts - Hohe Preise. Große Enttäuschung. | Eine Reportage
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biggysiyo -
9. Mai 2022 um 18:45 -
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Wahrscheindlich ist jeder schon einmal in einem Gamestop Laden an einem Spiel vorbeigelaufen, auf dem beim Cover das Logo mit dem runden Kreis und den allbekannten zwei Buchstaben abgedruckt war. Es geht um EA. Dass jenes Spiel, das ihr da gerade mit fettigen McDonalds-Händen in der Hand hattet, wirklich von EA selbst entwickelt wurde, ist sehr unwahrscheinlich. EA besitzt zwar zahlreiche Firmen in der Gamingindustrie, doch das Unternehmen selbst entwickelt de facto keine eigenen Spiele. Es published sie hauptsächlich. EA hat dennoch insgesamt über 11.000 Mitarbeiter, davon über 7.000 außerhalb der USA. Jüngst wurde ein Unternehmenswert von gut 35 Milliarden US-Dollar festgestellt. EA ist zweifelsohne erfolgreich. Doch stand EA bei seinem Weg zum Erfolg immer wieder massiv in der Kritik. In diesem Artikel geht es um den Weg von EA hoch an die Spitze der Videospieleindustrie und die Enttäuschungen, die viele Spieler immer und immer wieder mit EA erleben mussten. |
EAs Geschichte beginnt mit einem Mann. Trip Hawkins ist der Gründer des Unternehmens. Er arbeitete in den späten 1970er Jahren für Apple. Der Markt für Heimcomputer wuchs in dieser Zeit massiv. Im Februar 1982 traf sich Hawkings dann mit Don Valentine, einem Mann welcher in einer Investmentfirma arbeitete. Hawkings benötige Geld für die Finanzierung seiner neuen Unternehmens-Idee: Amazin‘ Software. Valentine sah in dieser Idee Potential, ermutigte Hawkings sogar Apple zu verlassen. Er erhielt im Gegenzug ein Ersatzbüro von Valentines Arbeitgeber, Sequoia Capital. Im Mai wurde Amazin’ Software mit einem Startbudget von 200.000 US-Dollar gegründet, doch man entschied sich nach sieben Monaten und einem redefinierten Businessplan im November für eine Umbenennung: Electronic Arts wurde geboren.
Mitte der 80er Jahre vermarktete EA viel für den Amiga Heimcomputer. Eines der bekanntesten Programme war Deluxe Paint, ein Grafik-Zeichenprogramm. Das erste, intern entwickelte Spiel von EA war dann Skate or Die aus dem Jahr 1987. Wie der Name schon besagt, war dies ein Skating-Game, welches für Plattformen wie den Commodore 64, den NES oder Atari ST aufgelegt wurde. 1991 endete die Ära Trip Hawkings. Er selbst gab seine Führung im Unternehmen ab und so übernahm ein gewisser Larry Probst das Ruder. Dieser Wechserl wird auch als Basis für den Erfolg EAs zum Beginn des neuen Jahrtausends angesehen. 1995 gewannen sie den European Computer Trade Show Award. Sie wurden als bester Videospielpublisher angesehen. Die Firma wuchs und wuchs immer mehr, denn über die Jahre kaufte EA zahlreiche weitere Unternehmen und schloss Partnerschaften mit vielen Firmen. 2006 kündigte EA eine Kooperation mit Nokia für Mobile Games an. Sieben Titel konnten damals runtergeladen werden: Tetris & Tetris Mania, The Sims 2, FIFA 06 sowie FIFA Street 2, Tiger Woods und Doom. 2007 begann dann die John Riccitiello Ära. Sie ging bis 2013 und war nicht direkt ein großes Aushängeschild für die Firma. Es begann erst gut mit Partnerschaften und Ports. Riccitiello arbeite schon seit mehreren Jahren bei EA. Er kündigte dann Juni 2007 an, dass EA sich in vier Labels neu organisieren würde. Jedes dieser Labels ist für sich selbst in Form von Developement und Publishing verantwortlich. Das Casual Label wurde jedoch im folgenden Jahr geschlossen und in Form einer Hasbro-Partnerschaft zusammengeführt. Auch die Finanzkrise plagte EA mit einem Verlust von zwölf ihrer Einrichtungen und Miesen in Höhe von 641 Millionen US-Dollar. Seit 2013 dauert die Andrew Wilson Era an. Dieser startete im April 2013 dann eine weitere Umstrukturierung, bei der erst einmal zehn Prozentz aller Mitarbeiter entlassen wurden. Noch im selben Jahr erwarb EA die exklusive Lizenz zum Entwickeln von Star-Wars Spielen. Die gesammte Reorganisation und die neue Marketingsstrategie führten dann zu einer Wertsteigerung von EAs Aktien. Es ging weiter mit zahlreichen Releases und Gründungen sowie auch Schließungen von Abteilungen und Tochterfirmen. Immer wieder enstanden dabei auch neue Kontroversen. Und die Releases von EA liefen auf alles andere als kritiklos ab. Die Pay2Win-Release-Version von Battlefront II schien da vorerst der Gipfel der Dreistigkeit zu sein. |
„EA ist geldgeil“, das ist eine Aussage die in vielen Mündern zu hören ist, wenn EA kritisiert wird. EA nutzt, wie jedes andere Unternehmen dieser Welt auch verschiedene Methoden um Geld zu verdienen. Doch vor allem Microtransactions mit Spielvorteilen in den jeweiligen Games nehmen bei EA einen wichtigen Stellenwert ein. Im Jahr 2020 erlöste EA allein mit den Microtransactions in FIFA 2021 fast 30 Prozent des Gesamtumsatzes des Unternehmens. Bei solchen Zahlen könnte man fast schon meinen, dass EA hier eigentlich Free2Play-Games anbietet und sein Geld ausschließlich über Ingame-Käufe verdient. Aber dem ist eben nicht so. EA ist hauptsächlich ein AAA-Publisher und keine Free2Play-Gameschmiede. Die bekannteste Form der Microtransactions sind die Lootboxen. EA hatte beispielsweise beim Launch von Star Wars Battlefront II solche Lootboxen eingebaut. Lootboxen sind digitale Behälter, die in Form vom Crates oder Packs am häufigsten auftreten. In ihnen sind Ingame-Objekte enthalten. Diese gibt es in vielen Spielen und meist sind es kosmetische Items (wie ein Skin für einen Char oder eine Waffe), die hier angeboten werden. Der Typ an Lootboxen, der hauptsächlich kritisiert wird, enthält allerdings Ingame-Objekte, die einen direkten Vorteil beim Spielen erschaffen können. So war es auch bei Battlefront II, bei dem Upgrades für die einzelnen spielbaren Charaktere erhalten waren. Spieler die es sich leisten können, diese Lootboxen massenhaft zu erwerben haben so einen direkten Vorteil, da sie schneller an gute Upgrades kommen. Und bei EAs Zugpferd, der FIFA-Marke sieht es nicht anders aus. Ultimate Team ist ein Spielmodus in FIFA, bei dem man sein eigenes Team mit verschiedenen Spielern aufbauen kann. Diese lassen sich auf dem Transfermarkt erwerben oder handeln. Oder man kann auch einfach ein Pack kaufen und paar Spieler ziehen. Die genannten Packs haben verschiedene Stufen, die es je zu verschiedenen Preisen zu kaufen gibt. Wer richtig tief in die Tasche greift, der kann in ein paar Tagen ein perfektes Team aufbauen. Andere, die nichts bezahlen, brauchen für diese Fortschritte teils Wochen und Monate. Lootboxen lassen sich natürlich oft auch die Ingame-Währung erwerben. Doch diese haben dann meistens eine sehr geringe Droprate von seltenen Items oder enthalten sie auch gar nicht. Der Frust der Spieler wird so sehr stark ausgenutzt. Das ganze fällt unter den Begriff “Pay-to-Win”. Wer genauer etwas zu dem Thema erfahren möchte, wie Videospiele einen praktisch ausbeuten, dem empfehlen wir dieses Video von Simplicissimus: "Wie Videospiele dich ausbeuten | Exposed"EA ist also mit eines der vielen Unternehmen das scheinbar mit allen Mitteln versucht mehr Profit aus seinen Produkten herauszuschlagen. Und da ist es anscheinend egal, dass die Kunden schon zwischen 50 und 80 Euro ausgegeben um diese Produkte überhaupt spielen zu können. Doch, das ist nicht das einzige, was die Spieler frustriert. |
2012 wurden Spiele von EA laut Metacritic von Publishern als die besten in der Branche eingestuft. Zeitgleich verlieh "The Consumarist" EA den Titel "Schlechteste Firma in Amerika". Auch im Folgejahr erhielt EA diese Negativ-Auszeichnung. Wie passt das zusammen? Zur damaligen Zeit war EA im Aufschwung. Einige Spiele entwickelten sich zu richtigen Hits. Die Bewertungen dieser waren entsprechend positiv. Doch schon damals standen die Geschäftspraktiken von EA in der Kritik. Heute mangelt es den EA-Titeln seit Jahren immer mehr an Qualität und Innovation. FIFA ist seit je her ein jährlicher Release und es ändert sich praktisch nichts außer aktualisierteb Teams, der Soundtrack und kleinen Tweaks am Gameplay. Die Grafik wird immer etwas aufgehübscht, alte Bugs weichen neuen. John Riccitiello selbst meinte, dass sie "die Leute zu Tode langweilen & Spiele machen, die immer schwieriger zu Spielen sind. Zum größten Teil war die Branche Rinse-and-Repeat." Es gab viele Produkte, die wie das Produkt des letzten Jahres aussahen. Doch nicht nur die teils mangelhafte Qualität der Spiele (hust Battlefield 2042) sind ein Problem. Wie mit Mitarbeitern bei EA teilweise umgegangen wurde, ist auch kritisch zu betrachten. Es ist normal, dass in den letzten Wochen oder Monaten im Entwicklungsprozess Überstunden von den Developern geleistet werden. Die sogenannte Crunch Time wird unbezahlt, da die Developer nun mal freigestellt sind. Doch schon 2004 gab es Kritiken, dass Mitarbeiter bis zu 100 Stunden pro Wochearbeiteten. Auch übermäßige Crunch Time kann ein Spiel kaputt machen, wie man auch bei Anthem aus 2019 gesehen hat, wo trotz des ganzen Stresses am Ende ein unfertiges Produkt auf den Markt kam. In den frühen 2000ern wuchs EA, wie bereits gesagt, sehr stark. Die Firma kaufte zahlreiche Studios auf. Ernsthaftes Interesse an den jeweiligen Unternehmen und ihren Unternehmenskulturen hatte EA dabei wohl nicht. EA erzwang regelrecht die Änderung von Arbeitsweisen. So wurden Spiele teils aus Zwängen produziert und der Nickname "Evil Empire" wurde EA gegeben. |
EA hatte einen langen Weg hinter sich. Kontroversen sind mit finanziellen Erfolgen das, was diesen Konzern ausmacht. Auf Kritik wurde teils gehört und es hat sich im Einzefall etwas gebessert, aber viele Kernprobleme sind immer noch vorhanden. Viele wünschen sich eine bessere Chancengleichheit für Spieler oder eine komplette Abschaffung von Lootboxen. Zumindest in der aktuellen Form. Videospiele sind etwas besonderes und man sollte die Arbeit der Entwickler schätzen. Man kann Ingame-Items anbieten. Aber dann sollten es bitte rein kosmetische Items sein. Spielern den Spaß zu rauben, in dem man das Geld aus den Spielern mit allen Mitteln herauspresse will, das ist nicht der richtige Weg. Spiele, vor allem im Online-Bereich, werden immer mehr danach designed, maximalen Profit zu machen. Und dieser falsche Weg könnte vielleicht irgendwann auch den Untergang für eine Firma wie EA bedeuten, wenn die Spieler aufwachen. Doch muss man sagen, dass die Probleme EAs gegenwärtig immer mehr die Probleme der ganzen Spieleindustrie werden. EA ist da auch bei weitem nicht der schlimmste Player im Game. Bei Activison/Blizzard kann man von Dreistigkeiten und kriminellen Arbeitsbedingungen ein Liedchen singen. Und selbst Entwickler, die eigentlich stets in einem guten Licht standen, wie z.B. CD-Project Red, gerieten durch fehlerhafte und erzwungene Releases wie Cyberpunk 2077 in die Kritik. Die Probleme in der Welt der Videospiele sind vielfältig. EA steht für viele immer noch für all diese Probleme. Und auch deshalb wäre es an der Zeit, dass dieses Unternehmen die ersten Schritte hin zu einer besser Videospielindustrie geht. Doch, wie ist eure Meinung dazu? Was haltet ihr es mit EA? Bestellt ihr Spiele noch vor? Die Redaktion ist gespannt auf eure Antworten. Peace Out |
Siyo, der kurdische Pionier eures Vertrauens - 16 Jahre alt - Überzeugter Gamer - wurde am 25. Dezember 2020 Teil der Community |
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